Häufig gehört zu einer lebendigen Darstellung eines Architekturentwurfs auch ein plätscherndes Wasser. Einen Springbrunnen oder eine Wasserfontäne findet man häufig bei der Präsentation von öffentlichen Gebäuden, wird aber auch gerne im Freizeitsektor wie Hotelanlagen oder in der Landschaftsarchitektur zur Aufwertung verwendet.
Am einfachsten wird die Wasserfontäne oder der komplette Springbrunnen im Post-Processing in Photoshop in das Rendering montiert. Hierzu muss man allerdings erst einmal freigestelltes Wasser haben. In diesem Tutorial möchte ich euch an einem einfachen Beispiel zeigen, wie sich eine Wasserfontäne eines Springbrunnens möglichst schnell freistellen lässt.
Als Bild wähle ich mir ein Foto in anständiger Auflösung, bei dem sich zudem der Hintergrund ausreichend vom Springbrunnen absetzt.
Schritt 01: Hintergrundebene als normale Ebene
Zuerst einmal öffnen wir das Bild in Photoshop. Da wir Teile des Bildes ausschneiden möchten und diese Bereiche transparent dargestellt werden sollen müssen wir zuerst einmal aus der Hintergrundebene eine „normale Ebene“ machen. Ihr erkennt an dem kleinen Symbol eines Schlosses, dass es eine Hintergrundebene ist. (nicht am Namen)
Löscht man Bildbereiche einer Hintergrundebene wird der Bereich mit der Hintergrundfarbe, die unten in der Werkzeugpalette definiert ist, gefüllt anstatt transparent dargestellt zu werden. Um die Hintergrundebene in eine normale Ebene zu wandeln müssen wir einfach in den Bereich zwischen dem Ebenenname „Hintergrundebene“ und dem Schloss-Symbol einmal doppelklicken. Den anschließenden Dialog bestätigen wir mit OK und das wars.
Schritt 02: Rote Kontrastebene erstellen
Wenn wir im nächsten Schritt Teilbereiche des Bildes freistellen können wir die Genauigkeit besser einschätzen, wenn wir eine Ebene mit einer guten Kontrastfarbe hinter die Bildebene legen. Wir erzeugen uns also eine neue Ebene (Umschalt+STRG+N), wählen als Vordergrundfarbe ein kräftiges Rot aus und füllen die neue Ebene per Farbeimer komplett rot. Als nächstes ziehen wir die Ebene per Drag&Drop in der Ebenenreihenfolge unterhalb der Bildebene.
Schritt 03: Wasser auswählen und freistellen
Nun geht es ans Freistellen des Wassers. Da sich das Wasser sich gut vom Hintergrund absetzt müssen wir einfach eine Methode wählen die weißen Bildbereiche auszuwählen. Wir wählen hier eine etwas unkonventionelle aber sehr praktikable Methode, da wir mit Hilfe der Ebeneneigenschaften die weißen Bildbestandteile transparent darstellen und durch Umkehren der Auswahl später zurück an die Auswahl der Springbrunnen kommen.
Konkret kopieren wir unsere Ebene erst einmal und doppelklicken dann in der Ebenenpalette neben den Ebenenname der Bildebene und gelangen so zu den Ebenenstilen. Hier steht uns unter „Farbbereich“ die Möglichkeit zur Verfügung mit Hilfe des Reglers Farbbereiche zu definieren die transparent dargestellt werden sollen. Da wir die weißen Farbbereiche ausfaden möchten kann unter Farbbereich „Grau“ stehen bleiben. Wir schieben das Fenster mit den Ebenenstilen etwas zur Seite, damit wir auch die Vorschau im Originalbild sehen können. Als nächstes greifen wir uns den rechten Regler (weißes Dreieck) und ziehen den Regler einmal langsam nach links. In der Vorschau sehen wir direkt wie das „weiße“ Wasser des Springbrunnen transparent dargestellt und die rote Kontrastebene zum Vorschein kommt.
Durch den Regler definieren wir welche Grauwerte (alle die sich rechts des Reglers befinden) transparent dargestellt werden sollen. Stellt hier erst einmal einen Wert ein, bei dem die Vorschau gut aussieht und möglichst wenige oder keine Farbwerte selektiert sind die nicht zum Springbrunnen gehören und an diesen angrenzen. Jedoch sollte der Kernbereich des Springbrunnens nahezu komplett ausgewählt sein. Bei meinem Beispiel ergibt der Wert 155 folgendes Ergebnis mit dem ich erst einmal weitermache:
Für eine schnelle Bildmontage mit einem Springbrunnen im Hintergrund reicht die Auswahl nach einigen manuellen Korrekturen ggf. schon aus. Da wir den Springbrunnen aber später für ggf. anspruchsvollere Projekte verwenden wollen versuchen wir das Ergebnis des freigestellten Wassers noch weiter zu verbessern.
Schritt 04: Auswahl des freigestellten Wassers weiter verbessern
Im Moment enthält die Auswahl keine halb-transparenten Bereiche. Entweder ein Pixel ist ausgewählt oder eben nicht. Um einen weicheren Übergang zwischen Auswahl und Hintergrund zu erhalten und auch feinere Wasserspritzer und Wassertropfen mit einzubeziehen gibt es noch einen Trick. Klickt im Dialog des Ebenenmodus mit gedrückter ALT Taste auf den linken Teil des weißen Dreiecks des Reglers und zieht diesen etwas nach links. Hierbei trennt sich der eine Dreiecksregler in zwei kleinere Dreiecke auf, so dass ihr jetzt zwei Farbwerte wählen könnt.
Ihr definiert jetzt zwei Farbwerte – der Bereich der zwischen beiden liegt wird als Übergang teil-transparent dargestellt. Alles was rechts des rechten Regler liegt ist wird transparent, alles was links vom linken Regler liegt ist opak. Wenn ich die Werte 134 und 155 wähle sieht das Ergebnis eigentlich ganz OK aus und darum belasse ich es auch erst einmal dabei.
Schritt 05: Auswahl des freizustellenden Springbrunnens
Was haben wir jetzt? Eine Ebene in der die Bildbereiche, die wir freistellen möchten transparent dargestellt sind – also eigentlich das Gegenteil. Wie kommen wir jetzt zur Auswahl des eigentlichen Springbrunnens? Aktuell könnten wir immer wieder die Transparentwerte in den Ebeneneinstellungen editieren – das originale Bild ist also noch im Hintergrund vorhanden. Wenn wir aber jetzt mit den Einstellungen zufrieden sind müssen wir diese Freiheit aufgeben, um einfach an die Auswahl zu gelangen. Wer möchte kann sich aber natürlich vorher eine Kopie der Ebene erstellen und diese ausblenden.
Wir erstellen als nächstes eine neue Ebene, die unterhalb unserer kopierten Ebene mit dem transparentem Wasser geschoben wird (wichtig), aktivieren die obere Ebene und verbinden anschließend beide Ebenen miteinander (STRG+E)
Derzeit haben wir jetzt einen Layer „image copy“ in dem unsere Auswahl transparent hinterlegt ist. Wir wollen jedoch das Wasser als opake Auswahl, darum klicken wir zuerst mit gedrückter STRG Taste in der Ebenenpalette auf das kleine Vorschaubild der Ebene.
Somit werden alle Pixel der Ebene mit Berücksichtigung seiner Transparentwerte ausgewählt. Wenn wir jetzt die Auswahl umkehren (Umschalt+STRG+I) haben wir genau die Auswahl des Wassers die wir benötigen.
Nun aktivieren wir die ursprüngliche Ebene „image“ und erzeugen uns aus der Auswahl eine neue Kopie (STRG+J) und benennen diese z.B. mit „selection“.
Man sieht, dass wir derzeit noch eine Vielzahl an Bereichen in der Auswahl haben, die wir eigentlich nicht für das freigestellte Wasser des Springbrunnens benötigen. Diese können wir jetzt aber relativ einfach mit dem Lassowerkzeug (L) selektieren und einfach löschen.
Fertig ist der freigestellte Brunnen!
Schritt 06: Freigestellten Brunnen in neue Szene einsetzen
Wenn ich den freigestellten Springbrunnen jetzt in ein anders Rendering oder eine andere Architekturszene mit Hilfe von Photoshop einsetze zieh ich mir die Ebene zunächst in die neue Datei.
Damit sich der Brunnen einigermaßen realistisch in die neue Architekturszene einfügt, habe ich noch folgende Schritte vorgenommen.
– Einsetzen eines Brunnenbeckens aus vorhandenen Bildbereichen (Stufen im Hintergrund)
– Leichter weicher Schatten unterhalb des Brunnens
– Den Ebenenmodus des Springbrunnens habe ich auf „Lichtpunkt“ gesetzt
Da mit der Übergang vom Wasser des Springbrunnens zum Hintergrund etwas zu hart war habe ich mir noch eine Kopie des Springbrunnens angelegt und diese leicht nach oben und zu beiden Seiten skaliert, dass diese etwas über den Rand des eigentlichen Springbrunnens hinausragt. Anschließend habe ich die Deckkraft der Ebene stark reduziert auf ca. 20%. Das ganze habe ich dann noch einmal mit einer weiteren Ebene und noch etwas weiterer Skalierung wiederholt, so dass der Randbereich etwas weicher wurde und den Wassernebel des Springbrunnens nachahmt. Wer möchte kann über diese beiden Zusatzebenen auch noch mit einem kräftigen Weichzeichnungsfilter drüber gehen.
Das ganze sieht dann zu guter Letzt wie folgt aus:
Für weitere Anregungen, eure Erfahrung und andere Kommentare zu diesem Tutorial würde ich mich über Feedback im Kommentarbereich freuen!
Schreibe einen Kommentar