Tutorial: Regen in Photoshop erstellen?
Die Hauptaufgabe einer Architekturvisualisierung ist es ja Menschen zu überzeugen. Dazu gehört natürlich die Entwurfsidee des Gebäudes zu transportieren. Ein nicht zu unterschätzenden Einfluss hat in jedem Architekturrendering aber auch – zumindest unterbewußt – die Bildstimmung oder Atmosphäre. Auf den typischen Renderings strahlt ja die Sonne vom Himmel auf die satt-grünen Bäume und Pflanzen herab. Für viele Situationen ist das sicher auch nicht ganz verkehrt. Dennoch gibt es auch solche Projekte in denen das Gebäude in einer eher spannungsgeladenen Situation dargestellt werden soll. Manchmal wirkt ein Gebäude in einer rauhen und ungemütlichen Umgebung schlicht anders – manchmal sogar richtig gut!
Daher wollen wir uns mit diesem Tutorial einmal dem Thema „Regen in Photoshop“ widmen: Also wie fügt man einer normalen Aussenvisualisierung nur mit Hilfe von Photoshop einen realistischen und überzeugenden Regeneffekt hinzu?
Die hier dargestellte Methodik lässt sich eigentlich sehr gut auch auf andere Gebäude übertragen. Für dieses Tutorial fangen wir mal mit einem Außenrendering an, welches ein Wohn-Eckhaus bei der abendlichen Dämmerung zeigt:
1. Sättigung und Helligkeit reduzieren
Als erstes ändern wir mal die Grundeinstellungen des Bildes, damit es einen etwas düsteren Look bekommt. Wenn es stark regnet sieht man eben einfach nicht mehr allzu knallige und knackige Farben. Vielmehr vermischt sich vieles im Einheitsgrau der regnerischen Stimmung.
Ich gehe dazu auf Filter>Camera Raw (STRG+SHIFT+A) und nehme die unten stehenden Einstellungen vor, die für mein Bild gut funktioniert haben. Etwas rumprobieren mit den Einstellungen gehört dazu:
- Temperature: -11
- Exposure: -0.35
- Contrast: 23
- Shadows: -10
- Blacks: -18
- Clarity: 28
- Vibrance: -22
- Saturation: -10
2. Kontrast bereichsweise mit Abwedler-Werkzeug erhöhen
Als zweites nutzen wir das Abwedler-Werkzeug (Dodge and Burn tool) um einige Stellen im Bild aufzuhellen oder abzudunkeln. Wie bei einem Pinsel wählt ihr auch eine Pinselspitze aus – ich habe folgende Einstellungen gewählt:
- Size: 300
- Hardness: 00
- Exposure: 28%
3. Bereiche mit dem Scharfzeichnen-Werkzeug schärfen
Als nächstes wollen wir einzelne Bildbereiche etwas scharfzeichnen. Dazu nutzt ihr am besten das Scharfzeichnen-Werkzeug (Sharpen-Tool). Ziel ist es ein paar Kanten etwas knackiger darzustellen. Ich haben folgende Einstellungen gewählt:
- Size: 400
- Hardness: 0
- Strength: 39%
Setze das Scharfzeichnen-Werkzeug aber mit Bedacht ein…
4. Füge künstliche Lichter hinzu
Jetzt wollen wir mal noch ein paar künstliche Lichter hinzufügen. Diese spielen bei regnerischer Atmosphäre natürlich eine stärkere Rolle als an einem sonnigen Sommertag.
Dazu erstelle ich mir zuerst einen neuen Layer und wähle das Pinsel-Werkzeug (Brush-tool) aus. Ich wähle eine helle Farbe (soll ja eine Lichtquelle werden) und passe die Größe, Kantenschärfe und Deckkraft an:
- Size 125
- Hardness 5%
- Opacity 80%
5. Bereiche für Spiegelung auf Strasse auswählen
Wenn es geregnet hat befindet sich logischerweise Wasser auf der Straße, welches auch Reflektionen bzw. Spiegelungen hervorruft. Diese wollen wir als nächstes hinzufügen.
Der einfachste und schnellste Weg um Spiegelungen in Photoshop zu erzeugen ist zunächst die Bereiche auszuwählen, die sich spiegeln und diese anschließend kopiert und gespiegelt wieder einzufügen. Wir wählen also zunächst ein paar Bereiche aus, die gespiegelt werden sollen. Ich wähle also grob erstmal das weiße Gebäude, die Lampe, die Strasse und ein paar andere Bereiche aus. Dazu nutze ich das Lasso-Werkzeug.
Hier seht ihr welche Bereiche ich zunächst einmal grob ausgewählt habe:
6. Ausgewählte Bereiche spiegeln
OK – die Bereiche kopiere ich und füge sie auf einem neuen Layer wieder ein. Um diese jetzt zu spiegeln geht ihr auf Transformieren (STRG+T) und wählt dann Vertikal Spiegeln.
Schiebt und arrangiert das Bild dann so, dass es grob passt – bei mir sieht es dann so aus:
7. Weitere Einzelelemente spiegeln
Gerade haben wir ja recht grob die wesentlichen Elemente gespiegelt – als nächstes knöpfe ich mir noch ein paar einzelne Elemente vor wie einzelne Autos, Lampen oder so. Das mache ich aber auf gleiche Weise nur einzeln, damit ich die Elemente dann besser arrangieren kann.
8. Bewegungsunschärfe Filter der Spiegelung hinzufügen
Die Strasse ist ja kein polierter Spiegel sondern eine nasse Oberfläche, darum muss die Spiegelung noch etwas verwischt werden um dezenter zu wirken. Dafür gehe ich über Filter>Weichzeichnungsfilter>Bewegungsunschärfe. Ich bin mal mit folgenden Einstellungen ins Rennen gegangen:
- Angle 90
- Distance 27
Bei mir schaut der Spiegel-Effekt in Photoshop dann so aus:
Anschließend gruppiere ich alle Layer, die eine Spiegelung haben, damit ich den Überblick bei den Layern behalte.
9. Spiegelungen mit Radiergummi-Werkzeug reduzieren
Momentan gehen die Spiegelungen ja noch komplett runter bis zum Bildrand. Ich möchte die Spiegelungen aber gerne etwas auslaufen lassen. Dazu nutze ich das Radiergummi-Werkzeug (Eraser tool) mit folgenden Einstellungen:
- Deckkraft 78%
- Kantenschärfe 2%
Die Einstellungen passe ich stets etwas an, so dass es gerade passt. Anschließend sollte es bei Dir auch grob so aussehen:
10. Füllmethoden der Ebenen auf Hartes Licht sezten
Damit die Spiegelungen sich mehr in die Szene einfügen ändere ich die Füllmethode der Ebene auf Hartes Licht (Hard Light). Außerdem reduziere ich die Deckkraft der Ebene auf ca. 46%, um den Effekt etwas dezenter wirken zu lassen.
11. Regeneffekt mit Regen-Textur
Jetzt wird es spannend – noch regnet es ja nicht in unserem Außenrendering, aber das wird sich gleich ändern! Wichtigstes Hilfsmittel ist hier eine Textur mit Regentropfen, die wir über das gesamte Bild legen und auch wieder mittels der Füllmethode der Regen-Textur-Ebene mit der kompletten Szene verschmelzen lassen wollen.
Dies ist eigentlich der wichtigste Effekt.
Wir nutzen dazu ein Regelbild mit schwarzem Hintergrund auf dem die Regentropfen weiß dargestellt sind. So eine Textur können wir anschließend gut mit dem Architektur-Rendering verrechnen, so dass nur noch die weißen Regentropfen sichbar bleiben.
Ihr könnt euch so eine Textur relativ einfach erstellen. Hier findet ihr ein entsprechendes Tutorial, mit dem ihr ein solches Ergebnis erstellen könnt:
Oder wenn ihr es euch einfacher machen wollt: Wir haben ein paar Regen Texturen erstellt, die ihr euch hier herunterladen könnt:
Zuerst fügt ihr die Textur mit den Regentropfen als neue Ebene in eure Szene ein. Als nächstes passt ihr die Größe so an, dass die Textur den kompletten Arbeitsbereich abdeckt.
Jetzt kommt der wichtigste Schritt: Ändert die Füllmethode der Ebene mit dem Regen-Effekt auf Negativ Multiplizieren und reduziert die Deckkraft – ich bin auf 36% runtergegangen:
Schonmal nicht schlecht, oder?
12. Nebelschwaden hinzufügen
Wenn es ordentlich regnet liegen auch ein paar Nebelschwaden über dem Boden. Ich möchte also einen Nebeleffekt hinzufügen, damit es noch realistischer wirkt.
Hierfür nutze ich die gleiche Technik wie für den Regen-Effekt. Nur brauche ich eine „Nebel-Textur“ wie z.B. diese:
Na – erkennt man es? Ich habe einfach einen Teil einer Wolke einer Wolke fotografiert und die Sättigung rausgenommen. Anschließend etwas mit Tonwertkorrektur herumgespielt und fertig.
Auch hier die gleichen Schritte:
- Nebel-Textur als neue Ebene in Photoshop einladen
- Größe der Textur an den Arbeitsbereich anpassen
- Füllmethode der Ebene auf Farbig Abwedeln setzen
- Deckkraft auf 67%
Den Layer mit dem Nebeleffekt habe ich unter die Textur mit dem Regen-Effekt einsortiert:
13. Weitere kleinere Nebeleffekte
Neben dem Nebel für die komplette Szene erstelle ich noch ein paar Nebeleffekte an bestimmten Stellen. Dazu nutze ich das gleiche Bild, aber lösche mit dem Radiergummi anschließend einfach Teile wieder… Die Deckkraft bei den kleineren Nebeleffekten setze ich etwas niedriger als vorher.
14. Nebeleffekt mit Radiergummi bearbeiten
Dazu klicke ich mit rechter Maustaste auf den Layer und wähle „Rastern“ damit ich das Bild bearbeiten kann. Nun bearbeite ich mit dem Radiergummi-Werkzeug die Kanten des Nebels. Wenn Du die Deckkraft des Radiergummis anpasst hast Du etwas mehr Kontrolle über den Effekt.
15. Glanzeffekte auf nassen Boden hinzufügen
Um ein paar Glanzeffekte auf den Boden zu zaubern nutze ich wieder das Abwedler-Werkzeug. Dieses mal mit folgenden Einstellungen:
- Exposure value 83%
- Hardness 0%
- Size 300 Px
Die Größe muss man je nach Szene anpassen. Das Abwedler-Werkzeug kann man einfach direkt auf Originalbild (oder besser einer Kopie davon) anwenden. Auch gehe ich über manche Stellen noch einmal mit dem Scharfzeichnen-Werkzeug drüber.
16. Spiegelung-Effekt verstärken
Um die Reflektionen auf dem Boden noch etwas stärker herauszuarbeiten und zu betonen kopiere ich die Ebene mit der Spiegelung des weißen Gebäudes. Wir können auch ein paar Ebenen löschen oder die Deckkraft reduzieren, bei denen der Effekt ggf. zu stark rüberkommt.
17. Helligkeit und Sättigung erhöhen
Für den letzten Schliff reduzieren wir noch etwas die Helligkeit und die Sättigung des ursprünglichen Bildes mit STRG+H und folgenden Werten:
- Sättigung auf – 31
- Helligkeit auf -6
18. Untere Bildbereiche abdunkeln
Wir nähern uns dem Ende und was dem Bild noch gut tun würde, wäre eine Abdunklung des unteren Bereichs. Der Effekt passt ganz gut zu der regnerischen Situation die wir mit Hilfe von Photoshop in diesem Tutorial erstellen wollen.
Ich nutze dafür das Verlaufswerkzeug (Gradient tool) und wähle als Vordergrundfarbe schwarz aus. Aus der Palette oben links wähle ich die zweite Option aus (hoffe es ist bei Dir auch die zweite 😉 und zwar bei der die Vordergrundfarbe (schwarz) in transparent übergeht.
Mit diesen Einstellungen ziehe ich eine Linie wie unten im Screenshot von unten nach oben, um vom unteren Bereich nach oben einen schwarz-zu-transparent Verlauf aufzuziehen.
19. Sepia Filter für den letzten Schliff
Ich weiß es reicht eigentlich schon, aber ein Sepia Foto Filter gönne ich uns noch: Also gehe über Bild>Korrekturen>Foto Filter>Sepia.
Hier darf man ruhig auch mal einen anderen Filter testen – bei mir passte der Sepia Foto Filter eigentlich ganz gut. Denn am Ende sieht das Bild wie folgt aus:
20. Ergebnis: Regen in Photoshop erstellen
Geschafft! Wichtig ist, dass man bei jedem Bild doch mit den Einstellungen etwas variieren muss, auch wenn die grundsätzilche erläuterte Herangehensweise, um in Photoshop einer Architekturszene mit einem Regeneffekt einen besonderen Ausdruck zu geben, die gleiche ist:
- Grundstimmung im Bild anpassen
- Spiegelungen hinzufügen
- Nebelschwaden hinzufügen
- Regeneffekt mit Textur erstellen
- Fine-Tuning
OK wir hoffen Dir hat das Tutorial gefallen und hat Dir ein paar Anregungen für deine nächste Architekturvisualisierung gegeben. Probiere den Regeneffekt doch einfach mal bei deinem nächsten Rendering aus! Nicht immer ist es passend, aber es kann einer Präsentation auch einen interessanten Touch geben!
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