Pflanzen sind fester Bestandteil einer jeden Architekturvisualisierung. Grundsätzlich bieten sich hier 3D Modelle von Bäumen und Pflanzen an. Mit diesen kann man sehr gute Ergebnisse erzielen jedoch ist der gesamte Workflow etwas träge aufgrund von erhöhter Modellkomplexität und einhergehenden deutlich längeren Renderzeiten.
Als Alternative wollen wir euch in diesem Artikel die Möglichkeiten und Grenzen der sogenannten „Face Me“ Komponenten in Sketchup vorstellen. Grundprinzip ist hier eine freigestellte Pflanzen oder Baumgrafik auf eine Fläche zu mappen und diese dann als eine Art Pappaufsteller in der Szene als Architekturstaffage aufzustellen. Interessant ist hierbei noch die Option, dass sich diese Flächen stets automatisch rechtwinklig zur aktiven Kamera ausrichten, so dass man im Rendering stets frontal auf die Pflanzengrafiken blickt.
Dieses Verfahren wollen wir euch in diesem Sketchup Tutorial kurz vorstellen:
Freigestellte Pflanzengrafiken in Sketchup verwenden
Wie erwähnt kann man natürlich auch mit 3D Pflanzen in Sketchup arbeiten. Hier sehr ihr einmal einfaches Beispiel:
Alternativ hierzu wollen wir 2D Pflanzengrafiken nutzen, um diese in einer beispielhaften 3D Architektur Außenszene einzusetzen. Vorteil ist die kürzere Renderzeit. Natürlich funktioniert diese Methode nur, wenn wir als Ergebnis Einzelbilder rendern wollen und keine Animation. In einem Video würden die Staffageobjekte natürlich schnell auffallen. Hier sollte man eher 3D Modelle in Betracht ziehen – aber für einzelne Renderings hat der Ansatz doch ein paar nette Vorteile.
Generell ist es jedoch wichtig, dass die eingesetzten Grafiken dem allgemeinen Look der Szene ähneln. Es macht also wenig Sinn fotorealistische Bäume zu verwenden, wenn die Szene eher Modellcharakter – z.B. durch den Verzicht auf Texturen – hat. Andererseits wirken manche simpleren 3D Modelle von Bäumen und Pflanzen in einer ansonsten fotorealistisch gerenderten Szene wie Fremdkörper. Achtet also stets auf eine gewisse Balance zwischen Modell und „Staffage“
Verwendet lieber Baumgrafiken mit guter Qualität
Zunächst eine Empfehlung: Nutzt vernünftige Pflanzengrafiken für eure Architekturvisualisierung. Häufig fällt die Qualität der Staffageobjekte deutlich ab, da diese nicht wirklich sauber freigestellt sind oder die Bildqualität zu wünschen übrig lässt. Die Staffageobjekte sind wichtiger Bestandteil eurer finalen Präsentation und sollten euren Entwurf unterschwellig unterstützen. Sticht die Architekturstaffage direkt ins Auge – egal ob positiv oder negativ – ist es eher kontraproduktiv für euer Ziel euren Entwurf bestmöglich zu verkaufen.
Wo kann man sich gute freigestellte Architektur Staffageobjekte herunterladen?
Die nächste Frage ist natürlich woher man gute freigestellte Baum und Pflanzengrafiken bekommt. Klar: Am besten ist man fotografiert „nebenbei“ stets brauchbare Bäume und Pflanzen, stellt diese in z.B. Photoshop frei und baut sich so seine über die Zeit seine eigene Bibliothek zur Architekturvisualisierung auf.
Hier haben wir übrigens ein Tutorial veröffentlicht, wie man am besten einen Baum zügig freistellt:
Photoshop Tutorial: Baum perfekt freistellen
Wenn Ihr Grafiken gefunden habt oder selber erstellt habt achtet dabei auf folgendes:
- Freigestellte Pflanzen und Bäume im PNG Format
Die Grafiken brauchen einen Alpha Kanal, der die Transparenzinformationen speichert. TIFF und PSD gehen natürlich auch – sind aber meist größer. PNG hat sich hier als verlustfreies Format mittlerweile etabliert. - Die Bildgröße sollte eher zu groß als zu klein sein
Die Größe kannst Du stets reduzieren, daher ist es wichtig, dass die Grafiken eher groß als klein sein sollten, damit Du diese vielfältig (z.B. auch als Vordergrundbegrünung) verwenden kannst. - Suche nach guter Qualität
Qualitativ hochwertige Grafiken kannst Du immer wieder auf vielfältige Weise einsetzen. Die Bildqualiät sollte einfach stimmen, damit Du ein gutes Ergebnis erzielen kannst.
Für alle, die sich ihre eigene Bibliothek von Staffageobjekten zur Architekturillustration aufbauen oder erweitern wollen haben wir das kostenlose „Open ArchiVIZ pack“ auf den Weg gebracht. Es ist eine kleine aber feine Sammlung kostenlos zu nutzender Architekturgrafiken wie z.B. freigstellter Bäume, Pflanzen, Texturen oder auch Hintergrundbilder um jedem den Einstieg zu erleichtern. Ihr könnt die Grafiken sogar für eure kommerziellen Projekte verwenden!
Ihr findet das kostenlose Paket hier:
Was sind “Face-Me” Objekte in Sketchup?
Eine clevere Art in Sketchup mit 2D Architekturstaffagen zu arbeiten sind die sogenannten Face-Me Objekte oder Face-Me Komponenten . Aber was hat es sich damit auf sich?
Face-Me Objekte sind Sketchup Komponenten mit einer besonderen Eigenschaften: Sie richten sich stets automatisch rechtwinklig zur aktiven Kamera aus!
Warum ist das wichtig? Die 2D Bilder sind und bleiben zweidimensional. Wenn man diese in einer 3d Szene einsetzt besteht das Risiko, dass man diese je nach Kameraperspektive und Ausrichtung der Flächen z.B. von der Seite betrachtet – man sieht dann also nur eine Art Strich – oder auch gar nix…Nur wenn man auf die Grafik rechtwinklig schaut wirkt die Pflanzengrafik korrekt. Mit dem Einsatz als Face-Me Komponente haben wir dieses Problem im Griff.
Wie erstellt man eine Pflanzen oder Baum Face-Me Komponente?
Ich habe mich für dieses Beispiel aus unserem kostenlosen Open ArchiVIZ pack bedient und mich für die Grafik “CutoutTree_Vol.02_42.png”entschieden:
Baum „Immer Kamera gegenüber“ in Sketchup ausrichten
Zunächst öffnen wir die PNG Grafik des freigestellten Baumes in Sketchup (z.B. Datei einfach per drag&drop in die Szene ziehen) und skalieren bzw. positionieren den Baum in der Szene nach unseren Bedürfnissen. Nach diesem Schritt sieht mein Modell ungefähr so aus:
Als nächstes klicken wir rechts auf die importierte Baumgrafik und wählen hier “In Einzelteile auflösen” aus. Anschließend können wir den Baum auswählen und auf dieser Basis eine neue Komponente erstellen. Die Funktion findet ihr unter Bearbeiten/Komponente erstellen.
Wichtig ist hier im Dialog ein Häkchen bei “Immer Kamera gegenüber” auszuwählen, denn nur so richtet sich unsere neue Baum Komponente in Sketchup stets nach der Kamera aus und wir vermeiden, dass wir die freigestellte Baumgrafik von der Seite sehen – was natürlich nicht wirklich realistisch aussehen würde. In der englischsprachigen Version müsst ihr das Häkchen dann bei „Always face camera“ machen.
Realistische Schatten für die Baum Face-Me Komponente
So – ein Problem gilt es jedoch noch zu lösen: Wenn du die Schatten aktiviert hast wirst Du sehen was ich meine: Nicht der ausgeschnittene Baum wirft einen Schatten sondern die komplette Fläche!
OK – von Sketchup wird der Baum leider nur als Fläche erkannt und die wirft eben einen solchen Schatten… Wir haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten das Problem in den Griff zu kriegen:
- Rechts Klick – Komponente bearbeiten
Dann mit dem Freihand Werkzeug (Zeichnen/Freihand) grob den Baum umranden – wichtig: Am Rand anfangen! Denn wir zeichnen auf die „Baumfläche“ neue Flächen ein (mit dem leeren Hintergrund) und diese erzeugten Flächen können wir anschließend löschen. Wir bearbeiten also quasi die Fläche und passen die Geometrie an die des Baumes an. - Zweite Variante ist die Nutzung des plugins “ImageTrimmer” mit dem man ähnlich wie in Photoshop auch Elemente “freistellen” kann – das Ganze dann nur in Sketchup.
Für dieses Tutorial belasse ich es einmal bei der „quick&dirty“ Variante 1 – und so sieht die umzeichnete Fläche aus – bzw. der Schatten den das Ganze nachher wirft:
Jetzt wird es Zeit unsere Szene ein bischen nett herzurichten mit den freigestellten Bäumen.
Architektur Rendering mit 2D Baum Komponenten aufwerten
Ich habe den Baum mal der Einfachheit halber ein paar mal kopiert, angeordnet und dazu noch eine Kameraperspektive erstellt. Zu beachten ist jedoch, dass das Rendern mit Bäumen natürlich etwas länger dauert als ohne. Im Gegensatz zu 3D Bäumen und Pflanzen ist der Unterschied in der Renderzeit doch schon erheblich – auch wenn es am Anfang etwas länger dauert.
So sieht meine kleine Architektur Aussenszene dieses Sketchup Tutorials dann gerendert aus:
Ist doch eigentlich ganz gut oder? Und gerade zu Beginn eines Projektes, wenn es gerne auch mal schnell gehen muss für eine Zwischenpräsentation eine wirkliche Alternative zu 3D Pflanzen. Klar man hat das „Problem“ mit dem nicht wirklich exakten Schatten aber in vielen Szenen kann man auch das häufig verkraften.
Hoffe euch hat das kurze Tutorial gefallen und ihr habt auch Lust bekommen es zumindest einmal auszuprobieren. Ein Test ist es wert!
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